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619 - Totgesagte leben länger

Ich fange mal damit an diesen Bereich des Austauschs neu zu beleben, denn ich wurde gestern mit dem neuesten Roman von Lucy Guth fertig.

Der Roman gefällt mir sehr. Ich mag ja Lucys ausführlichen Stil, der so im krassen Gegensatz zu dem von Ian Rolf Hill steht. An manchen Stellen ist der Erzählstil sehr „erzählend“ statt „zeigend“. Mehr Beschreibung von Handlungen, Gedanken und Gefühlen der Figuren statt reinem Erzählen könnte die Szenen anschaulicher und lebendiger gestalten. Aufgefallen sind mir einige Wiederholungen bzw. Doppelungen, die sich vermeiden ließen (z.B. „Er konnte nicht“, „Sie wusste nicht“). Das würde den Text straffen. Die Perspektiven wechseln mitunter etwas abrupt zwischen den Figuren. Fließendere Übergänge würden mir persönlich den Lesefluss erleichtern.

Naiquis Verhalten und Motivation wirken teilweise etwas widersprüchlich. Einerseits will sie Dak'kar beschützen, andererseits versucht sie, ihn zu vergiften. Hier könnte eine klarere psychologische Entwicklung sinnvoll sein. Die Telepathie-Kräfte von Haaley erscheinen manchmal etwas unklar definiert. Es wäre sinnvoll, genauer zu erläutern, wie ihre Fähigkeiten funktionieren und wo die Grenzen liegen, denn dies scheint von Schreibendem zu Schreibendem stark zu variieren.

Ansonsten ist aus meiner Sicht als aktiver Maddraxikaner, der regelmäßig Artikel für das Maddraxikon schreibt, der Zeitablauf stellenweise etwas vage, etwa zwischen Dak'kars Sturz in die Fallgrube und seiner Rettung durch die anderen, aber auch sonst. Hier wären konkretere Zeitangaben hilfreich. Für mich persönlich um die neuen Infos aus diesem Roman im Maddraxikon einzupflegen. Andere Lesenden werden darauf sicherlich verzichten können.

Ansonsten ein sehr guter und relativ kurzweiliger Roman. Wahrscheinlich habe ich durch "Das Haus auf den Hügeln" einen kleinen Bias, aber ich vergebe stolze 4 von 5 Kometen im Maddraxikon. Ich würde mir wünschen, dass Lucy auch noch etwas mehr in die Zyklushandlung involviert werden würde. Aktuell scheint sie sich auf Einzelromane und Reisebände zu beschränken, aber ich glaube sie hat so gute Ideen, dass sie auch mal aktiver zum Zyklusplot und beim Weltenbau im Maddraxiversum unterstützen könnte. Aber ich kann mir natürlich auch sehr gut vorstellen, dass dies mit ihrem Engagement, u. a. für Perry Rhodan, etwas kollidiert und sich deshalb auf solche Romane beschränkt.

halberkapitel, marco und Lanfear haben auf diesen Beitrag reagiert.
halberkapitelmarcoLanfear

So, ich bin durch und kann sagen, dass ich den Roman mochte. Die Phantastik- und Spannungselemente spielten für mich aber eher die zweite Geige, auch wenn ich die verhätschelte Mumie ("Psycho") und den eskalierenden Wahnsinn der Retterin ("Misery") durchaus genossen habe. Die Lebensgeschichte Naiquis hat mich aber deutlich mehr gefesselt.

Ich würde es auch genießen, wenn Lucy Guth mehr für MX schriebe. Aber auch bei Rhodan Neo (ca alle 10 Hefte) ist ihre Taktung nicht höher  - ich denke mal, dass es eher der Brotberuf und das Familienleben sind, die ihr diese Output-Instensität vorgeben. (Bei der aktuellen, sehr spannenden Staffel NEO bin ich übrigens als Gastleser dabei und freue mich schon derbe auf ihren Beitrag, der Anfang November erscheint...)

Hier meine Meinung zum Heft, wie sie morgen oder übermorgen auf "Phantastik-News" erscheinen wird:

Wie schön, wenn der Titel noch das Uninspiriersteste an einem Roman ist. Schon das sattgrüne Cover und der Name der Autorin verheißen gute Unterhaltung, und die bekommt man dann auch prompt geliefert: Totgesagte leben länger heißt der 619 Band der Maddrax-Serie und spielt mit dieser Binsenweisheit sowohl auf den ambivalenten Dak’kar an, der nach dem Sturz in eine mit pfahlgespickte Fallgrube in letzter Not gerettet wird, als auch die Weggefährten der zentralen Figur in dieser Geschichte: Ein ehedem guter Freund und eine zahme Ratte. Denn Naiqui, soviel muß gespoilert werden, hat ihre Schwierigkeiten, sich von diesen wichtigen Bezugspersonen zu verabschieden. Schon seit ihrer Geburt wird sie von ihrer Dorfgemeinschaft ausgegrenzt aufgrund eines dem Leser nicht näher definierten Makels, „Schande“ genannt. Zwar nimmt sich die Heilerin der Gemeinschaft des Mädchens an, doch als eine Katastrophe die Siedlung heimsucht und keine schützende Hand ihr mehr beistehen kann, erfährt die junge Frau die ganze Härte menschlicher Unmenschlichkeit – es bleibt nur die Flucht in die Einsamkeit. Doch diese tut Naiquis Geist nicht gut.
Die – vermeintliche - Retterin des oben erwähnten Da’kar ist also eben diese Person, und die Grundidee von Lucy Guths Prämisse aus Misery hinlänglich bekannt. Ihr Domizil, eine Baumhaussiedlung aus der Zeit vor dem Kometeneinschlag, ist der originelle Schauplatz der gut erzählten Story, deren eigentliches Pfund aber die Rückblenden auf Naiquis Leben sind. Hier gelingt der Autorin das Kunststück, auf knappen Raum ein ewig schmerzhaftes Thema eindringlich zu verhandeln. Was es bedeutet, von Geburt an ein Sündenbock zu sein, wo man doch auch als ein liebesbedürftiges, soziales Menschentier ist; wie die Härte, die Feigheit, der Gruppendruck, die Gewohnheit und der Sadismus der anderen Wunde um Wunde schlägt – das ist beim Lesen schmerzhaft. Lucy Guths unaufdringlicher Stil verstärkt den Effekt, denn weil er mir die Emotionalität nicht aufzwingt, kann die Lebensgeschichte Naiquis um so mehr berühren.
Natürlich kommen dann auch die bizarren, horrormäßigen Zutaten nicht zu kurz, der Titelheld tut sein Heldenhandwerk, in Haaleys Wahnsinn spiegelt sich die Naiquis Psychose, und so liegt ein Romanheft vor, das sowohl Seriennerds als auch Gelegenheitslesende zufrieden zurücklassen wird. Twist inklusive.
Holger, marco und Lanfear haben auf diesen Beitrag reagiert.
HolgermarcoLanfear

Der Vergleich mit Misery kam mir auch... 😉

Kurzrezension:
Totgesagte leben länger von Lucy Guth

Die Abenteuer um Mat und Haaley geht weiter. Dak'kar wird von einer Frau aus der Fallgrube gerettet, deren Geschichte wir im Roman erfahren. Lucy wechselt zwischen dem Lebenslauf von Naiqui, die einsiedelnd am Rande der Todeszone haust und den aktuellen Ereignissen.
Wir erfahren, dass Naiqui einen Geburtsmakel hat, der sie zur Aussätzigen macht. Dabei wird sie immer wieder ausgegrenzt und schließlich als Hexe zum Tode verurteilt. Durch glückliche Umstände gelingt ihr die Flucht und sie beginnt ihr Leben in Einsamkeit.
Viele Jahre später rettet sie Dak'kar, der in eine ihrer Fallen ging. Im Laufe des Romans erleben wir, das Naiqui in ihrer Einsamkeit dem Wahnsinn verfallen ist.
Unterdessen suchen Mat, Haaley und All'ec nach Dak'kar, der zu schwach zum Fliehen ist. Gerade als Naiqui Dak'kar mit einem mit gefährlichen Kräutern versetzten Brei füttern will, erreichen Mat und die Gefährten das Baumhaus, in das Dak'kar verschleppt wurde.
Der Roman hat von mir 5 Sterne im de.maddraxikon.com bekommen, da ich die Erzählweise sehr spannend und unterhaltsam finde.
Wir erfahren viel üner Naiqui die aufgrund einer körperlichen Anomalie permanent ausgegrenzt wird und schließlich für eine Seuche verantwortlich gemacht wird. Insofern ist der Wahn, dem sie schließlich verfallen ist gut nachvollziehbar. Ich will an dieser Stelle nicht weiter Spoilern. Ein ganz kleiner Einwand ist jedoch da: Die Geschichte selbst geht nicht weiter. Dennoch sehr gut, DANKESCHÖN 😘

 

Edit für das Forum: Ich hoffe demnächst öfter Rezensionen schreiben zu können. Dabei will ich als Vereinsmitglied naturuhier zuerst Posten, bevor ich an die Öffentlichkeit gehe wie zum Beispiel bei Facebook. Danke nochmal Holger für den Hinweis dort.

Also ich mache gerne Werbung für Maddrax 😉

PS ich finde eure beiden Rezensionen gelungen und hilfreich

Holger und marco haben auf diesen Beitrag reagiert.
Holgermarco
Zitat von Lanfear am 25. Oktober 2023, 15:27 Uhr

Kurzrezension:
Totgesagte leben länger von Lucy Guth

Die Abenteuer um Mat und Haaley geht weiter. Dak'kar wird von einer Frau aus der Fallgrube gerettet, deren Geschichte wir im Roman erfahren. Lucy wechselt zwischen dem Lebenslauf von Naiqui, die einsiedelnd am Rande der Todeszone haust und den aktuellen Ereignissen.
Wir erfahren, dass Naiqui einen Geburtsmakel hat, der sie zur Aussätzigen macht. Dabei wird sie immer wieder ausgegrenzt und schließlich als Hexe zum Tode verurteilt. Durch glückliche Umstände gelingt ihr die Flucht und sie beginnt ihr Leben in Einsamkeit.
Viele Jahre später rettet sie Dak'kar, der in eine ihrer Fallen ging. Im Laufe des Romans erleben wir, das Naiqui in ihrer Einsamkeit dem Wahnsinn verfallen ist.
Unterdessen suchen Mat, Haaley und All'ec nach Dak'kar, der zu schwach zum Fliehen ist. Gerade als Naiqui Dak'kar mit einem mit gefährlichen Kräutern versetzten Brei füttern will, erreichen Mat und die Gefährten das Baumhaus, in das Dak'kar verschleppt wurde.
Der Roman hat von mir 5 Sterne im de.maddraxikon.com bekommen, da ich die Erzählweise sehr spannend und unterhaltsam finde.
Wir erfahren viel üner Naiqui die aufgrund einer körperlichen Anomalie permanent ausgegrenzt wird und schließlich für eine Seuche verantwortlich gemacht wird. Insofern ist der Wahn, dem sie schließlich verfallen ist gut nachvollziehbar. Ich will an dieser Stelle nicht weiter Spoilern. Ein ganz kleiner Einwand ist jedoch da: Die Geschichte selbst geht nicht weiter. Dennoch sehr gut, DANKESCHÖN 😘

Stark! Danke für deine Rezi!

Zitat von Lanfear am 25. Oktober 2023, 15:27 Uhr

Edit für das Forum: Ich hoffe demnächst öfter Rezensionen schreiben zu können. Dabei will ich als Vereinsmitglied naturuhier zuerst Posten, bevor ich an die Öffentlichkeit gehe wie zum Beispiel bei Facebook. Danke nochmal Holger für den Hinweis dort.

Also ich mache gerne Werbung für Maddrax 😉

PS ich finde eure beiden Rezensionen gelungen und hilfreich

Es ging mir nicht darum, wo du deine Rezi zuerst postest. Das kannst du natürlich auch weiterhin auf Facebook machen. Aber dort geht sie halt relativ schnell unter. Also zum Zeitpunkt des Posts wird sie natürlich häufiger gelesen, aber schon am nächsten Tag wird sie wahrscheinlich in den meisten Timelines weit unten landen. Hier im Forum bleibt alles erhalten. Und wenn dann in einem Jahr jemand bei der 619 ankommt, kann er seine Meinung hier posten und sieht auf einen Blick alle anderen Meinungen zu Roman. Ich denke, der Anwendungsfall von Social Media und Forum sind halt unterschiedlich. Da macht es dann auch nicht, wenn du deine Rezi hier später postest - so lange du sie überhaupt hier ablegst. 😉

Und im Optimalfall können wir ja zukünftig sogar ein wenig über die Zukunft der Serie in den nächsten paar Romanen spekulieren. Da bin ich immer sofort dabei! 🙂

Lanfear hat auf diesen Beitrag reagiert.
Lanfear

Jetzt 620, dann wieder auf Ballhöhe 😉

Zitat von Lanfear am 25. Oktober 2023, 20:43 Uhr

Jetzt 620, dann wieder auf Ballhöhe 😉

Die 620 liefert, zumindest für mich, keine neuen Erkenntnisse (und leider auch nichts was mir sonst so schmeckt).

©2024 Holger Ehrmann für den OMXFC

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