Heute will ich mich mal versuchen mit einer kurzen Meinung zum neuen Roman. Und zum Zyklusstart allgemein möchte ich mich auch einmal äußern. Normalerweise treibe ich mich ja eher im MADDRAXIKON rum und erstelle dort Artikel und versuche zusammenhänge niederzuschreiben. Davon wird diese Rezension sicherlich auch geprägt sein, denn meine Perspektive ist ganz bestimmt eine komplett andere als die von Halber Kapitel in seinem Bücherbums, die von Dieter aus der Sternson.de oder gar Tanja in ihrem PODDRAX, die mich hier freundlicherweise auch mal zu Wort kommen lässt. Doch kommen wir mal lieber zum Roman, sonst wird das hier doch noch länger als geplant.
Der Roman wartet mit einigen Extras auf. Von denen hat mich am meisten das Interview mit Néstor Taylor gefreut. So etwas in die Richtung hatte ich mir ja schon mehrfach von Tanjas PODDRAX gewünscht. Natürlich war das nie so leicht umzusetzen, denn wahrscheinlich wäre da ein Dolmetscher notwendig und dann ist da ja auch noch der Zeitunterschied zwischen Deutschland und Argentinien, der das zusätzlich erschweren wird. Nun gut, dann halt in Textform als Extra im Heft. Schade fand ich, dass das nicht trotzdem irgendwie interaktiver gestaltet wurde. Eine Umfrage im Netz oder ein Aufruf auf einer vorhergehenden LKS eigene Fragen zu formulieren und einzusenden, wäre hier schön gewesen. Man hätte damit die Fans einbezogen und ich persönlich hätte gerne eigene Fragen eingereicht. Vielleicht hätte man mit so einer Aktion auch mal eher stille und zurückhaltende Fans hinter dem Ofen hervorlocken können. Wer weiß…
Die Idee mit dem Würfel als Extra fand ich grundsätzlich klasse. Als ich das gelesen habe, wollte ich sofort die entsprechenden Seiten aus dem eBook am Rechner ausdrucken, um mir den Würfel zu basteln und ihn im MADDRAXIKON-Archiv auszustellen. Dort haben sich in den letzten 23 Jahren einige seltene Kuriositäten angesammelt und da wäre dieser Würfel eine tolle Sache gewesen. Aber warum wäre? Ganz einfach – ich musste meine Suche nach dem Würfel in meinem E-Book nach ein paar Minuten wenig erfolgreich abbrechen. Uns eBook-Lesern hat man diesen Würfel einfach vorenthalten. Das fand ich persönlich sehr schade und fast schon unfair. Jetzt könnte man natürlich sagen, dass ich mir das Heft halt nochmal als Printausgabe holen kann, aber eigentlich will ich das vermeiden und deshalb wird dieser Würfel wohl leider nicht in die Sammlung gelangen.
Lobend erwähnen will ich dagegen das obligatorische Jubiläums-Preisrätsel. Hier wurde sich für ein etwas anderes Konzept entschieden und ich hoffe, dass es zu vielen Einsendungen kommt, denn, wenn diese alle abgedruckt werden, dann könnte sich daraus eine zukünftige Zugabe im Heft ergeben, die uns noch etwas länger begleiten wird. Gerade hinsichtlich der schwindenden Anzahl an Leserbriefen zur Serie könnte das helfen. Eigene Einsendungen meinerseits befinden sich aktuell in der vorbereiten. Und weil ich mit gutem Beispiel vorangehen möchte, werde ich gleich mehrere Versionen einreichen. Auch, wenn ich damit wahrscheinlich nicht meine Gewinnmöglichkeiten steigern kann. Oder etwa doch?
Das mit den Mini-Postern hatten wir ja bereits bei diversen Fantreffen online wie offline diskutiert und die landläufige Meinung ist halt, dass die Bezeichnung „Mini-Poster“ irgendwie falsch ist. Ein reiner Verzicht auf Werbeanzeigen auf der Umschlagsinnenseite und der erneute Abdruck auf eben dieser (natürlich ohne die Schriftzüge), reicht für viele Fans nicht damit diese Bezeichnung wirklich genutzt werden kann für dieses Extra. Und auch hier bin ich als eBook-Leser im Nachteil und sehe, dass der Verlag leider kaum die Möglichkeit dieser Veröffentlichungsform nutzt. Sonst hätte man das „Mini-Poster“ auf einem eigenen Server zur Verfügung gestellt und in der eBook-Version einen Link dorthin gesetzt. Gerade dieses Cover eignet sich wunderbar als hochauflösender Desktop-Hintergrund auf meinem Rechner. Hab ich natürlich auch so hinbekommen, aber nur über Umwege, die nun mal nicht jedem offenstehen.
Allgemein bin ich auch weiterhin unzufrieden mit der eBook-Umsetzung des Hefts. Auch wenn die Vorteile für mich als Maddraxikaner deutlich überwiegen, frage ich mich warum es bis heute nicht möglich ist Links vernünftig zu setzen. Mit der E-Mail-Adresse auf der LKS funktioniert das schon recht gut und, aber bei den Fußnoten wurde das im Satz einfach total blöd gelöst. Wenn ich also auf eine Fußnote klicke, dann komme ich zu der Auflistung aller Fußnoten. Aber welche Fußnote gehört denn jetzt zu der Stelle, die ich gerade lese?
Hier wäre mein Vorschlag zukünftig hochgestellte Zahlen zu nutzen und diese über den kompletten Roman durchzunummerieren. In der Printversion natürlich unnötig, weil da die Fußnoten direkt unten auf derselben Seite stehen, aber ein E-Book wird ja auch separat gesetzt. Meines Wissens nach bei MADDRAX sogar extern von einem Drittanbieter.
Kommen wir aber endlich zum eigentlichen Roman. Den Plot selbst fand ich klasse. Ich hätte mir vielleicht gewünscht, dass die Reise nach Amraka und das Auffinden der RIVERSIDE etwas länger gedauert hätte, aber dann hätte natürlich der Romantitel nicht mehr „Amraka“ sein können. Ein Reiseroman als Zykluseinstieg, statt direkt in die vollen zu gehen, stelle ich mir auch für Neuleser besser vor, aber da mag ich mich natürlich täuschen.
Ich befürchte leider auch, dass einige der Altleser™ enttäuscht waren, dass es nicht, wie von der Redaktion mehrfach versprochen, „back to the roots“ ging. Zumindest noch nicht. Eigentlich ist der Roman weiterhin dem Military-SF-Stil treu geblieben, der seit ein paar Zyklen vorherrscht. Militärische Sprache ist so eine Sache und aus persönlichen Gründen möchte ich das eigentlich nicht mehr so oft lesen. Auch die derbe Ausdrucksweise, die Ian Rolf Hill auch weiterhin an den Tag legt, bleibt weiterhin fester Bestandteil. Damit mich da jetzt niemand falsch versteht – ich lese das hin und wieder gerne. Als Fan der frühen Romane von Ronald M. Hahn wäre alles andere auch mehr als verwunderlich. Aber halt auch nicht in jedem zweiten Band. Und das war im letzten Zyklus leider der Fall. Hoffnung macht mir da die Vorschau auf die kommenden Romane. Ian Rolf Hill scheint wohl erstmal genug zu tun zu haben mit John Sinclair und dem dort angekündigten Serienlexikon. Wahrscheinlich deshalb dürfen in den nächsten Heften auch mal vermehrt die Neuen Autoren™ ran. Ganz besonders freue ich mich da auf den Zweiteiler von Michael Edelbrock. Für mich war MADDRAX schon immer eine Serie aus der Feder von einem Team und die Abwechslung durch die Schreibstile darf gerne wieder verstärkt werden. 🙂
Begeistert hat mich am Roman die gute Vorarbeit. Im MADDRAXIKON haben wir es ja regelmäßig mit den Details zu tun, wenn wir die wichtigen Fakten in Form von Artikeln festhalten. Dabei habe ich auch versucht den Kurs der PLASMA sowie ihre Absturzstelle so genau wie möglich zu bestimmen. Dazu habe ich auf einer einfachen Karte einen Magnetkompasskurs von exakt 265,36° ausgehend vom Victoriasee eingezeichnet.
Wer sich nun, wie ich, wundert, dass so weder die Küste Brasiliens überflogen wird, noch Peru in Sicht gelangen kann, der sei beruhigt.
Das Team hat, und das will ich hier echt mal loben, die Polverschiebung von etwa -7° berücksichtigt. Entsprechend muss man also 7° vom genannten Kurs abziehen und kommt so auf 258,36° – oder man verwendet eine bereits angepasste Karte, wie die aus dem MAPDRAX-Projekt, die dafür wohl am ehesten taugt. In der zweiten Karte habe ich den Kurs einmal eingezeichnet, den die PLASMA tatsächlich geflogen sein muss. Jetzt passt der Kurs sehr genau zur Beschreibung im Roman. Die brasilianische Küste wird überflogen, Peru kommt in Sicht und auch die Anden sieht man in der Ferne. Und dafür ein großes Lob an den Autor bzw. Redakteur. Dass die Polverschiebung in diesem Fall mit bedacht wurde, finde ich sehr gut und zeigt, dass doch noch hin und wieder Rücksicht auf das bereits betriebene World Building genommen wird.
Leider wird das nicht ganz konsequent durchgezogen. Dort wo „früher“ Regenwald war, da ist 2552 nun auch Regenwald. Wie in Afra am Victoriasee im vergangenen Zyklus, wurde auch hier vergessen, dass sich die Breitengrade und damit auch die Klimazonen verschoben haben. In Euree wurde das lange Zeit berücksichtigt. Auch Nuu’ork wurde logischerweise immer als von Schnee und Eis bedeckt beschrieben. Für den rest der Welt hat sich scheinbar klimatisch kaum etwas verändert.
Womit mich die MADDRAX-Macher tatsächlich sehr neugierig auf die nächsten Bände gemacht haben, war die USS NIMITZ, deren Schicksal in diesem Roman erstmalig geschildert wurde. Wie sie nach Brasilien, mitten in den Regenwald, gelangt ist, will ich unbedingt erfahren. Gerne auch in einem Zweiteiler mit Rückblick auf die Manöver vor der Westküste Amerikas im Jahr 2012. Ich spekuliere mal darauf, dass die Macher diese Fakten aus der realen Welt sehr genau recherchiert haben und die USAS NIMITZ nicht ohne Grund dafür ausgewählt wurde. So viel zum nachweihnachtlichen Spekulatius…
Gut finde ich auch, dass Aruulas Schicksal für uns Leser bis auf Weiteres ungewiss bleibt. Sie hat sich eine „Pause“ verdient und darf gerne mal bis zum Ende des Zyklus aussetzen. Ich mag sie wirklich, aber in den letzten Romanen wurde sie so unterschiedlich geschildert, dass ich gar nicht mehr weiß was Aruula überhaupt ausmacht. Im einen Roman ist sie zu blöd um zu verstehen wie ein Funkgerät funktioniert und im nächsten parkt sie die RIVERSIDE (der Urwald möge ihr gnädig sein) rückwärts und bei gleichzeitigem Waffeneinsatz komplett alleine ein. Klar, sie muss durch die Zeit an Matts Seite eine Entwicklung gemacht haben, aber es wäre schön, wenn dies einheitlich geschildert werden würde. So sie denn irgendwann ihr Comeback feiern wird. Noch wissen wir ja nicht was genau mit ihr passiert ist – GRÜN wird wohl damit zu tun haben. Vielleicht kehrt sie ja als Baum zurück und dann brauchen wir uns auch keine Gedanken mehr über ihr technisches Verständnis machen, oder?
Mein Fazit zum Roman an sich: Guter MADDRAX-Standard. Als Zyklusstart betrachtet, eher mittelmäßig. Ich habe den Roman mit 4 von 5 Kometen im Maddraxikon bewertet. Positiv waren die neu eingeführten Plot Hooks (Aruulas Schicksal und USS NIMITZ). Den einen Kometen abgezogen habe ich für das (noch nicht) eingelöste Versprechen, dass die Serie im neuen Zyklus wieder zurück zu ihren eigenen Wurzeln finden wird. Dafür muss der Military Style, namentlich Dark Force samt Ausrüstung, weg und es müssen wieder kleinere „Missionsziele“ eingeführt werden, die gerne auch bodenständiger sein dürfen. Ein erster Anfang ist mit diesem Roman jedoch gemacht und ich bin voller Hoffnung.
Wer bis hier hin durchgehalten hat, der schreibt bitte mal in die Kommentare, ob solche Rezis von meiner Seite und mit der Perspektive eines Maddraxikaners zukünftig erwünscht sind oder ob ich meine Gedanken lieber für mich behalten soll. Danke für euer Feedback!