Da ist er nun also – der nächste Roman von Ian Rolf Hill nach dem Zyklusauftakt in der 600. Mit seinen Romanen hatte ich im vergangen Zyklus immer wieder so meine Probleme – mal sehen, ob das auch für die 605 Mabuta – der vielbeinige Gott gilt.
In „Mabuta – der vielbeinige Gott“ rückt Haaley wieder in den Mittelpunkt der Geschichte. Trotz meiner anfänglichen Bedenken gegenüber dieser Figur, hat mich ihre Darstellung in diesem Roman überzeugt. Die Kombination aus Haaleys innerer Zerrissenheit und ihrer Beziehung zu ihrer imaginären jüngeren Schwester Choyganmaa macht sie zu einer fesselnden Figur.
Die Handlung ist spannend und voller überraschender Wendungen, die den Leser bis zum Ende fesseln. Besonders erfreulich ist die Rückkehr zu etwa 50% Rückblenden, eine bewährte Erzähltechnik, die in früheren Romanen zum Einsatz kam. Jedoch gibt es einige Stellen, an denen die Handlung etwas vorhersehbar wirkt und straffer erzählt werden könnte.
Eines der wenigen Mankos ist die fehlende Erwähnung der Charaktere Ch’zzarak und Ch’ssrazak. Eine kurze Referenz wäre für Langzeitfans eine willkommene Ergänzung gewesen. Dafür erwähnt Haaley in einem Nebensatz gewisse Andronenmenschen von Amerdaam.
»Ist ’ne lange Geschichte. Schon mal von den Andronenmenschen von
Haaley zu Matt in MX 605
Amerdaam gehört? Nein? Erinnere mich daran, dir…«
Ist das ein Hinweis auf ein Rückblick-Abenteuer mit Haaley im Mikrobenzoo in Amsterdam? Früher hätte ich gesagt, dass das ein Hinweis wäre auf ein bald erscheinendes Hardcover, aber die sind ja leider 2014 eingestellt worden.
Dann wird es wohl demnächst eine Fortsetzung von der 597 „Wege des Wahnsinns“ geben, denke ich. Hoffentlich werden dann nicht auch die Geschehnisse in Amerdaam vergessen, wie es bereits in Sankt Petersburg passiert ist. Ich fand die 597 echt gut, aber leider ging sie komplett am Kanon vorbei.
Außerdem ging mit mir mal wieder der Spekulatius durch und ich habe versucht herauszufinden, ob hinter „Mabuta“ ein Anagramm mit einem Hinweis steckt. Und taaaadaaaa – die einzige Möglichkeit, die ich finden konnte, war „Bauamt“. Ist das also der finale Hinweis auf den Endgegner für diesen Zyklus? Streckt das bösartige Bauamt hier schon seine Fühler nach Matt aus? Wird Aruula in Band 649 eine gehörige Überraschung überleben, wenn ihr Bauantrag für eine kleine Blockhüte am Amazonas abgelehnt wird? Das sind die dringendsten Fragen, die sich mir nach dem Lesen dieses Romans stellen. 😉
Positiv hervorzuheben sind die vielschichtigen Nebencharaktere, insbesondere Mabuta, der geheimnisvolle „Gott“, dessen Motive und Absichten bis zum Ende des Romans undurchsichtig bleiben. Der Schreibstil ist ansprechend und bildreich. Die bildhaften Beschreibungen der Landschaften, Kulturen und Wesen sind eindrucksvoll und lassen ein lebendiges Bild entstehen.
Leider fällt auch in diesem Roman negativ auf, dass der Begriff „Eingeborene“ verwendet wird, welcher als veraltet und diskriminierend gilt. Hier sollte die Serie, die sonst oft als Vorreiter in vielen Bereichen galt, mit der Zeit gehen. Und das ist jetzt kein Wort, das von „woken“ Leuten für diskriminierend erklärt wurde – der Duden enthält eine entsprechende Anmerkung bereits seit mindestens 2011. Der wissenschaftliche Konsens besteht sogar noch länger.
Ein weiteres Problem ist die unzureichende Umsetzung von Fußnoten in den eBooks. Es bleibt zu hoffen, dass der Verlag dieses Problem in Zukunft behebt.
Im Maddraxikon vergebe ich für das insgesamt gelungene Werk gute 4 von 5 Kometen. „Mabuta – der vielbeinige Gott“ bietet spannende Unterhaltung, authentische Charaktere und fesselnde Handlungsstränge. Trotz kleinerer Schwächen ist dieser Roman definitiv eine Empfehlung für Fans der Serie und solche, die es noch werden wollen.