640 - Gefahrvolle Reise
Zitat von Holger am 28. Juli 2024, 8:34 UhrZunächst einmal: Hurra, wieder ein Werkstattbericht! Endlich erfahren wir wieder, wie einer unserer geliebten (und lange vermissten) Autoren sich die Haare rauft, während er versucht, sinnvolle Plots zu entwickeln. Mein Vorschlag: Leserseite alle zwei Romane komplett streichen und stattdessen alle zwei Bände einen "Sascha weint über seinem Laptop"-Bericht einführen. Wer braucht schon Leserfeedback, wenn man stattdessen dem kreativen Wahnsinn beiwohnen kann?
Apropos Wahnsinn - die Playlist! Ja, ihr habt richtig gehört. Maddrax geht mal wieder mit der Zeit und liefert uns einen Soundtrack zum Roman. Persönlich bevorzuge ich ja absolute Stille beim Lesen, aber wer will nicht "Carry on Wayward Son" hören, während Julian Springs verzweifelt versucht, sein fliegendes Blechgefährt in der Luft zu halten? Warum verspüre ich plötzlich den Drang endlich die letzte Staffel von “Supernatural” zu schauen…? 🤔Kommen wir zum Roman selbst: Sascha hat es geschafft, alle Zutaten für einen klassischen Maddrax-Cocktail zusammenzumixen. Wir haben Mutationen ☑, Barbarenclans ☑, und natürlich unsere Helden, die irgendwie immer in der Mitte landen ☑. Es fühlt sich an wie eine Zeitreise zurück zu den Anfängen der Serie - nur mit mehr Blech in der Luft.
Das Worldbuilding ist so detailliert, dass ich mich frage, ob Vennemann heimlich eine Parallelwelt in seinem Keller gebaut hat. Von rostigen Zeppelinen bis hin zu Barbarenclans, die sich wegen eines Gebäudes die Köpfe einschlagen - alles ist da! Apropos Gebäude: Das arme Capitool. Es hatte wirklich keinen guten Tag. Aber hey, wer braucht schon Demokratie in einer postapokalyptischen Welt?
Die Charaktere sind so vielschichtig wie eine gute Donauwelle. Julian Springs, unser junger Held, wächst an seinen Aufgaben schneller als Unkraut nach dem Kometenschlag. Seine Selbstzweifel machen ihn sympathisch - wer hatte die nicht schon mal, wenn er ein Luftschiff durch eine Horde Dreggenfleis steuern musste?
Die Action-Szenen sind rasanter als eine Taratze auf Red Bull. Zwischendurch gibt es ruhigere Momente, in denen wir mehr über die Welt und die Charaktere erfahren. Perfekt, um Atem zu holen. Der Roman hat also genau das richtige Tempo für mich.
Saschass Schreibstil ist so flüssig, dass ich befürchte, mein E-Reader könnte jeden Moment anfangen zu tropfen. Die humorvollen Einlagen sind wie eine Portion Zuckerwatte in einer Welt voller Stacheldraht - unerwartet, aber willkommen.Nun zu den Dingen, die mich ein bisschen gestört haben. Und der inzwischen übliche Disclaimer vorweg: Das ist mal wieder Kritik auf gaaaanz hohem Niveau. Der Roman war klasse und bekommt von mir volle 5 Kometen im Maddraxikon. Trotzdem gibt es ein paar kleine Punkte, die mir aufgefallen sind, und die ich der Vollständigkeit halber erwähnen möchte.
Die Reparatur der Luftschiffe ging für mein Gefühl schneller als der Aufbau meines IKEA-Schranks. Ich meine, klar, die mussten sich beeilen und so, aber ein bisschen mehr Zeitaufwand wäre schon realistisch gewesen. Oder gibt es jetzt in Meeraka an jeder Ecke einen postapokalyptischen IKEA-Laden mit Luftschiffbausätzen?
Die Motivation der Barbarenclans ist ungefähr so tiefgründig wie eine Pfütze in der Sahara. Jahrelang Krieg wegen eines Gebäudes? Ich meine, ich liebe meine Villa hier in Potsdam auch, aber deswegen führe ich keinen Krieg mit den Nachbarn. Obwohl... wenn ich so an deren Lautstärke manchmal denke...
Dann kam mir persönlich der plötzliche Sinneswandel von Haru Kato und Co. am Ende so überraschend wie ein Schneesturm in der Hölle. Hätte man da nicht ein bisschen mehr Entwicklung reinbringen können? Aber gut, in einer Welt, in der übergroße Libellen Luftschiffe angreifen, ist vielleicht alles möglich.
Was die Frauenrollen angeht: Abgesehen von Aruula und Haaley spielen die Damen eher Nebenrollen. Schade eigentlich, denn ich bin sicher, auch Barbarinnen hätten einiges zu bieten. Vielleicht beim nächsten Mal eine weibliche Luftschiffkapitänin? Nur so eine Idee...
Die klare Gut-Böse-Trennung fand ich ebenfalls wenig innovativ. Ein bisschen mehr Grauzone hätte nicht geschadet. Aber gut, in einer Welt, in der man täglich ums Überleben kämpft, hat man vielleicht keine Zeit für moralische Ambivalenzen.Kurz noch etwas zum Cover: Mir ist (auch über Social Media) aufgefallen, dass dieses Cover sehr gut ankommt. Selbst von Leuten, die ständig "bloß keine KI-Cover" schreien. Teilweise ist denen gar nicht aufgefallen, dass dieses Cover maschinell (bekanntlich mag ich den Begriff KI nicht) erstellt wurde. Ich schätze einfach mal, dass man hier die computergenerierte Grafik passender eingesetzt und mit einem besseren Prompt gefüttert hat. Ich würde mir auch die Zukunft wünschen, dass man statischere, technischere Szenen oder Landschaften nutzt, während Action-Szenen und Szenen mit abgebildeten Charakteren eher dem Stammzeichner überlässt. Nicht alle Szenen sind für computergenerierte Grafiken gleich gut geeignet. Aber vielleicht ist man da gerade auf dem richtigen Weg - ich wollte nur mal erwähnen, dass mir diese eingeschlagene Richtung gefällt. 😉
Zurück zum Roman und zu meiner abschließenden Meinung. Die "Gefahrvolle Reise" ist für mich eine gelungene Achterbahnfahrt durch die Postapokalypse - wild, unterhaltsam und mit gelegentlichen Aussetzern der Schwerkraft, aber alles im klassischen Maddrax-Feeling. Ich wünsche mir für den kommenden Zyklus mehr Romane dieser Art und weniger Military-SF.
Für alle Maddrax-Alt-Fans ist dieser Roman ein Muss. Für alle anderen: Lest ihn trotzdem. Vielleicht lernt ihr ja, wie man ein Luftschiff mit Kaugummi und Wollsocken repariert. Man weiß nie, wann das mal nützlich sein könnte…
Und nun entschuldigt mich, ich muss los - meine Nachbarn haben soeben die Musik aufgedreht. Zeit, das Capitool… äh Kapitol... ähm, ich meine, Zeit für ein freundliches Gespräch über Lärmbelästigung.Meine Bewertung im Maddraxikon: ☄☄☄☄☄
Zunächst einmal: Hurra, wieder ein Werkstattbericht! Endlich erfahren wir wieder, wie einer unserer geliebten (und lange vermissten) Autoren sich die Haare rauft, während er versucht, sinnvolle Plots zu entwickeln. Mein Vorschlag: Leserseite alle zwei Romane komplett streichen und stattdessen alle zwei Bände einen "Sascha weint über seinem Laptop"-Bericht einführen. Wer braucht schon Leserfeedback, wenn man stattdessen dem kreativen Wahnsinn beiwohnen kann?
Apropos Wahnsinn - die Playlist! Ja, ihr habt richtig gehört. Maddrax geht mal wieder mit der Zeit und liefert uns einen Soundtrack zum Roman. Persönlich bevorzuge ich ja absolute Stille beim Lesen, aber wer will nicht "Carry on Wayward Son" hören, während Julian Springs verzweifelt versucht, sein fliegendes Blechgefährt in der Luft zu halten? Warum verspüre ich plötzlich den Drang endlich die letzte Staffel von “Supernatural” zu schauen…? 🤔
Kommen wir zum Roman selbst: Sascha hat es geschafft, alle Zutaten für einen klassischen Maddrax-Cocktail zusammenzumixen. Wir haben Mutationen ☑, Barbarenclans ☑, und natürlich unsere Helden, die irgendwie immer in der Mitte landen ☑. Es fühlt sich an wie eine Zeitreise zurück zu den Anfängen der Serie - nur mit mehr Blech in der Luft.
Das Worldbuilding ist so detailliert, dass ich mich frage, ob Vennemann heimlich eine Parallelwelt in seinem Keller gebaut hat. Von rostigen Zeppelinen bis hin zu Barbarenclans, die sich wegen eines Gebäudes die Köpfe einschlagen - alles ist da! Apropos Gebäude: Das arme Capitool. Es hatte wirklich keinen guten Tag. Aber hey, wer braucht schon Demokratie in einer postapokalyptischen Welt?
Die Charaktere sind so vielschichtig wie eine gute Donauwelle. Julian Springs, unser junger Held, wächst an seinen Aufgaben schneller als Unkraut nach dem Kometenschlag. Seine Selbstzweifel machen ihn sympathisch - wer hatte die nicht schon mal, wenn er ein Luftschiff durch eine Horde Dreggenfleis steuern musste?
Die Action-Szenen sind rasanter als eine Taratze auf Red Bull. Zwischendurch gibt es ruhigere Momente, in denen wir mehr über die Welt und die Charaktere erfahren. Perfekt, um Atem zu holen. Der Roman hat also genau das richtige Tempo für mich.
Saschass Schreibstil ist so flüssig, dass ich befürchte, mein E-Reader könnte jeden Moment anfangen zu tropfen. Die humorvollen Einlagen sind wie eine Portion Zuckerwatte in einer Welt voller Stacheldraht - unerwartet, aber willkommen.
Nun zu den Dingen, die mich ein bisschen gestört haben. Und der inzwischen übliche Disclaimer vorweg: Das ist mal wieder Kritik auf gaaaanz hohem Niveau. Der Roman war klasse und bekommt von mir volle 5 Kometen im Maddraxikon. Trotzdem gibt es ein paar kleine Punkte, die mir aufgefallen sind, und die ich der Vollständigkeit halber erwähnen möchte.
Die Reparatur der Luftschiffe ging für mein Gefühl schneller als der Aufbau meines IKEA-Schranks. Ich meine, klar, die mussten sich beeilen und so, aber ein bisschen mehr Zeitaufwand wäre schon realistisch gewesen. Oder gibt es jetzt in Meeraka an jeder Ecke einen postapokalyptischen IKEA-Laden mit Luftschiffbausätzen?
Die Motivation der Barbarenclans ist ungefähr so tiefgründig wie eine Pfütze in der Sahara. Jahrelang Krieg wegen eines Gebäudes? Ich meine, ich liebe meine Villa hier in Potsdam auch, aber deswegen führe ich keinen Krieg mit den Nachbarn. Obwohl... wenn ich so an deren Lautstärke manchmal denke...
Dann kam mir persönlich der plötzliche Sinneswandel von Haru Kato und Co. am Ende so überraschend wie ein Schneesturm in der Hölle. Hätte man da nicht ein bisschen mehr Entwicklung reinbringen können? Aber gut, in einer Welt, in der übergroße Libellen Luftschiffe angreifen, ist vielleicht alles möglich.
Was die Frauenrollen angeht: Abgesehen von Aruula und Haaley spielen die Damen eher Nebenrollen. Schade eigentlich, denn ich bin sicher, auch Barbarinnen hätten einiges zu bieten. Vielleicht beim nächsten Mal eine weibliche Luftschiffkapitänin? Nur so eine Idee...
Die klare Gut-Böse-Trennung fand ich ebenfalls wenig innovativ. Ein bisschen mehr Grauzone hätte nicht geschadet. Aber gut, in einer Welt, in der man täglich ums Überleben kämpft, hat man vielleicht keine Zeit für moralische Ambivalenzen.
Kurz noch etwas zum Cover: Mir ist (auch über Social Media) aufgefallen, dass dieses Cover sehr gut ankommt. Selbst von Leuten, die ständig "bloß keine KI-Cover" schreien. Teilweise ist denen gar nicht aufgefallen, dass dieses Cover maschinell (bekanntlich mag ich den Begriff KI nicht) erstellt wurde. Ich schätze einfach mal, dass man hier die computergenerierte Grafik passender eingesetzt und mit einem besseren Prompt gefüttert hat. Ich würde mir auch die Zukunft wünschen, dass man statischere, technischere Szenen oder Landschaften nutzt, während Action-Szenen und Szenen mit abgebildeten Charakteren eher dem Stammzeichner überlässt. Nicht alle Szenen sind für computergenerierte Grafiken gleich gut geeignet. Aber vielleicht ist man da gerade auf dem richtigen Weg - ich wollte nur mal erwähnen, dass mir diese eingeschlagene Richtung gefällt. 😉
Zurück zum Roman und zu meiner abschließenden Meinung. Die "Gefahrvolle Reise" ist für mich eine gelungene Achterbahnfahrt durch die Postapokalypse - wild, unterhaltsam und mit gelegentlichen Aussetzern der Schwerkraft, aber alles im klassischen Maddrax-Feeling. Ich wünsche mir für den kommenden Zyklus mehr Romane dieser Art und weniger Military-SF.
Für alle Maddrax-Alt-Fans ist dieser Roman ein Muss. Für alle anderen: Lest ihn trotzdem. Vielleicht lernt ihr ja, wie man ein Luftschiff mit Kaugummi und Wollsocken repariert. Man weiß nie, wann das mal nützlich sein könnte…
Und nun entschuldigt mich, ich muss los - meine Nachbarn haben soeben die Musik aufgedreht. Zeit, das Capitool… äh Kapitol... ähm, ich meine, Zeit für ein freundliches Gespräch über Lärmbelästigung.
Meine Bewertung im Maddraxikon: ☄☄☄☄☄
Zitat von Heulergriep am 30. Juli 2024, 7:05 UhrMoin Holger, schön wieder hier von Dir zu sehen 🙂
Moin Holger, schön wieder hier von Dir zu sehen 🙂
Zitat von Holger am 30. Juli 2024, 9:25 UhrZitat von Heulergriep am 30. Juli 2024, 7:05 UhrMoin Holger, schön wieder hier von Dir zu sehen 🙂
Ich war nie wirklich weg. 😉
Und ich sehe gerade, dass Sascha - wie angenommen - auf meinen Beitrag reagiert hat. Neben Michael edelbrock wohl einer der wenigen Autoren, die hier mitlesen. 🙂
Zitat von Heulergriep am 30. Juli 2024, 7:05 UhrMoin Holger, schön wieder hier von Dir zu sehen 🙂
Ich war nie wirklich weg. 😉
Und ich sehe gerade, dass Sascha - wie angenommen - auf meinen Beitrag reagiert hat. Neben Michael edelbrock wohl einer der wenigen Autoren, die hier mitlesen. 🙂
Zitat von halberkapitel am 4. August 2024, 10:54 UhrEin guter Roman für einen Wiedereinstieg in die Serie nach ein paar Heften Pause! Das Setting mit Luftschiffen, Barbarenstämmen und lästigen Mini-Flugdrachen ist 100% Maddrax, die Story ist klar konstruiert, macht Laune, bleibt bis kurz vor Ende spannend.
Topeka in Kansas als Schauplatz und das dortige Kansas State Capitol als lokalen Zankapfel zu wählen, zieht interessante Wikipedia-Recherchen nach sich.
Da ist es fast schon schade, dass aus dem Gebäude am Ende nicht mehr gemacht wurde. Was hätte uns erwartet, wären wir erstmal dort eingedrungen? Auch fand die Figur der Pruud Denz viel zu interessant, um sie nur so kurz in ihrer Plotfunktion zu beleuchten.
Ein guter Roman für einen Wiedereinstieg in die Serie nach ein paar Heften Pause! Das Setting mit Luftschiffen, Barbarenstämmen und lästigen Mini-Flugdrachen ist 100% Maddrax, die Story ist klar konstruiert, macht Laune, bleibt bis kurz vor Ende spannend.
Topeka in Kansas als Schauplatz und das dortige Kansas State Capitol als lokalen Zankapfel zu wählen, zieht interessante Wikipedia-Recherchen nach sich.
Da ist es fast schon schade, dass aus dem Gebäude am Ende nicht mehr gemacht wurde. Was hätte uns erwartet, wären wir erstmal dort eingedrungen? Auch fand die Figur der Pruud Denz viel zu interessant, um sie nur so kurz in ihrer Plotfunktion zu beleuchten.
Zitat von Heulergriep am 14. August 2024, 9:29 UhrMoin, mir hat der Roman auch gefallen, ein spannender Einstieg. Zwar habe ich nicht verstanden, dass ausgebildete Luftschiffer keine Wetterprognosen machen und trotzdem in Tornados geraten, bzw. die Zerstörungen in den Kabinen größer waren als an den Trägerballons? Ansonsten gerne mehr von den Springs. Die beiden Barbarenstämme erinnern mich ein wenig an MX 35-"Wettlauf gegen die Zeit" um den köstlichen Klamauk der Dysdoorer mit den Coelleni... Nicht zuletzt bekommt der Sturm aufs Capitool wegen der jüngeren US-Historie einen anderen Blickwinkel. Die entscheidende Frage ist, woher wussten Matt und Co. dass es nicht bewohnt ist?
Moin, mir hat der Roman auch gefallen, ein spannender Einstieg. Zwar habe ich nicht verstanden, dass ausgebildete Luftschiffer keine Wetterprognosen machen und trotzdem in Tornados geraten, bzw. die Zerstörungen in den Kabinen größer waren als an den Trägerballons? Ansonsten gerne mehr von den Springs. Die beiden Barbarenstämme erinnern mich ein wenig an MX 35-"Wettlauf gegen die Zeit" um den köstlichen Klamauk der Dysdoorer mit den Coelleni... Nicht zuletzt bekommt der Sturm aufs Capitool wegen der jüngeren US-Historie einen anderen Blickwinkel. Die entscheidende Frage ist, woher wussten Matt und Co. dass es nicht bewohnt ist?