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660 - Monsterfrösche aus der Tiefe

Neuer Roman, neuer Autor. Meinungen zum Roman gerne hier.

So, nachdem ich eine Nacht darüber geschlafen habe, fange ich hier mal an. Ich habe auch immer versucht daran zu denken, dass hier ein neuer Autor am Werk war. Aber auch immer unter dem Aspekt, dass ich mich eigentlich vorher "schlau machen würde", bevor ich bei einer Serie mit über 700 Veröffentlichungen einsteige und dass es danach auch noch ein Lektorat gibt.

Meine Abneigung gegen Military-SF ist bekannt. Und dass ich Abwechslung mag auch. Deshalb gleich vorweg: Ich war nicht sehr begeistert erneut Military-SF mit Westernaction vermischt vorgesetzt zu bekommen. Deshalb war ich auch sehr froh, dass Florian kürzer tritt. Leider geht das jetzt schon wieder los. Und auch im Gesamtkonzept des Zyklus finde ich den aktuellen Roman problematisch. Schon wieder eine Story mit Akte-X-Feeling? 😒

Dann gab es in diesem Roman einige Probleme bei World Building, die mir als Mitwirkender im Maddraxikon natürlich stark auffallen bzw. eher sogar ins Gesicht springen. Die Stadt Topeeka (ehemals Topeka) kam erst in Band 640 vor. Da wurde nichts von einem WCA-Fort in der Nähe erwähnt und auch nichts von den Bergbauaktivitäten des Weltrats in dieser Gegend. Jetzt heißt die Stadt plötzlich Topiika und es gibt die üblichen Weltrat-Strukturen. Leider schlecht recherchiert. Gutes World Building sieht leider anders aus. Auch den den ehemaligen US-Bundesstaat Kansas erkenne ich leider nicht wieder. In Band 638 wurde dieser noch als politisch instabil beschrieben, absolut post-apokalyptisch halt. Nun, in Band 660, also nur ein Jahr später, gibt es politische Strukturen, Sheriffs und Bürgermeister. Leider wieder ein Problem des World Buildings. Ich könnte jetzt noch weitermachen mit Kansas City, über das wir auch schon lesen durften. Sorry, aber sind wir schon wieder in einer Parallelwelt gelandet?

Dann sind mir einige Logik- und Plotfehler aufgefallen.
Bei manchen Charakteren (wie Ruuben oder Lisa) scheint das Gift schnell zu wirken, bei anderen (am deutlichhsten bei Sheriff Ochoa) erst sehr verzögert.
Die Destillerie (bzw. ihr Abwasser) verursacht also die Mutation der Frösche bereits seit Jahren. Müssten dann aber nicht bereits früher übergroße Frösche aufgefallen sein? So eine Mutation passiert ja nicht an einem Tag. Ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass Abwässer einer Whisky-Destillerie genau die richtigen Bedingungen für solche Mutationen schaffen würden, ohne dass dies vorher bemerkt wurde. Und wenn die Frösche wirklich durch jahrzehntelange Mutation entstanden sind, müssten frühere Minenarbeiter ebenfalls betroffen gewesen sein.

Auch eher unschön, wenn auch Instrument für den Spannungsaufbau: Nachdem bekannt ist, dass die Frösche gefährlich sind, gehen Matt und Aruula für meinen Geschmack zu leichtfertig in die Mine zurück. Damit werden Matt und Aruula jegliche Intelligenz abgesprochen... Matt ist Soldat, hatte viele taktische Trainings und lebt bereits seit Jahrzehnten in der postapokalyptischen Welt. Aruula ist sogar in ihr aufgewachsen und naturverbunden. Matt und Aruula habe ich in diesem Roman kaum wiedererkannt bzw. ihre Handlungen waren für mich absolut nicht erklärbar.

Kormak ist am Anfang auf der Suche nach Gold, findet dann die Frösche und ändert sofort seinen gesamten Plan. Diese abrupte Änderung seiner Motivation wirkt konstruiert. Und wie konnte Kormak in seinem verwirrten Zustand hunderte Frösche einfangen und in Containern unterbringen, ohne selbst weitere Bisse zu erleiden? Und das mit dem Gold ist auch so eine Sache in meiner Lieblingsserie. Über 500 Romane lang war im Maddraxiversum Gold absolut nichts wert. Stattdessen wurden Baxx als Zahlungsmittel verwendet und alte Relikte als Tauschobjekte. Dann kam Florian mit der 503 und machte Gold im Maddraxiversum wieder zur allseits begehrten Ressource. Dieser Fehler wurde dann über 150 Romane wieder ignoriert bzw. einfach nicht mehr gemacht. Und jetzt doch wieder. Es wäre schön gewesen, wenn es bei einem "Ausrutscher" geblieben wäre.

Der Schreibstil selbst sagt mir auch nicht so recht zu. Besonders aufgefallen sind mir einige Redundanzen. Bestimmte Informationen werden mehrfach wiederholt, wie z. B. die Erklärung des Namens "Big Whiskee". Lieber Autor, ich bin nicht dumm und kann mir solche Informationen über 10 Seiten merken.
Auch gefällt mir nicht, dass die Dialoge unnatürlich expositiv sind und hauptsächlich dazu dienen, dem Leser Hintergrundinformationen zu vermitteln. Unnatürliche Dialoge mag ich ja mal so gar nicht.
Einige Figuren (wie z. B. Captain Suarez) bleiben, meiner Meinung nach, trotz ihrer Wichtigkeit für die Handlung oberflächlich und eindimensional.
Die Beziehungsdynamik zwischen Lisa, Silas und Suarez wirkt konstruiert und trägt wenig zur Haupthandlung bei. Auch hier kam ich nicht auf meinen Geschmack...

Leider für mich kein guter Start für einen neuen Maddrax-Autor, sorry. Insgesamt hätte es dem Roman gutgetan, wenn man als neuer Autor im Autorenteam auch mal Maddrax gelesen hat. Erst recht, wenn ich den Roman in einer Gegend spielen lasse, die erst kürzlich besucht wurde. Man merkt dem ganzen Roman an, dass da jemand geschrieben hat, der kaum bis gar keinen Bezug zur Serie hat. Man merkt auch bei einigen Fehlern, dass sich zu sehr auf das (unvollständige!) Maddraxikon verlassen wurde.

Unabhängig von diesem Roman auch noch kurz etwas zum Zyklus: Wir hatten jetzt ~10 Akte-X-Stories. Reicht mir jetzt so langsam. Und auch bitte nicht wieder in diesen Military-SF-Tonfall zurückfallen. Ich war eigentlich ganz froh, dass wir das hinter uns gelassen hatten.

Weil ich gerade aus dem Gruselromanforum zurück komme, noch eine kleine Anmerkung: Ich finde die Idee JS-Fans ins Maddraxiversum zu locken echt super. Ich hatte m ich selbst auch sehr gefreut auf diesen Roman. Rückblickend muss ich aber sagen, dass man so ein "Experiment" mal lieber einem in beiden Universen beheimateten Autoren übertragen hätte sollen. Oliver Müller, Oliver Fröhlich, Christian Scharz oder meinetwegen auch Florian Hilleberg. Plotfehler und schlechte Recherche verhindert das zwar auch nicht unbedingt, aber wenigstens wäre dann das typische Maddrax-Feeling transportiert worden.

©2025 Holger Ehrmann für den OMXFC

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